Sonntag, 29. Juli 2012

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Montagmorgen in der Sophie-Charlotten-Straße. In einem Fenster im Parterre hängt ein Zettel: “Ich fahr nicht in Urlaub – ich hab ja Facebook.” 
Diese von mir persönlich erlebte und aufgeschriebene Geschichte erschien am 29.07.2012 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik "Berliner Liste".

Samstag, 21. Juli 2012

Ohne Torte ins Bett

Café am Neuen See Berlin
Zwei Freunde kommen aus einem Restaurant. "Mieses Lokal", flucht der eine, "die Suppe versalzen, das Gemüse kalt, das Fleisch zäh..." - "Ja", pflichtet der andere bei, "und wenn wir nicht so schnell gegangen wären, hätten wir das alles auch noch bezahlen müssen."
So wie in diesem Witz habe ich mich mit zwei guten Freunden letzten Donnerstag im „Café am Neuen See“ gefühlt – nur mit dem kleinen Unterschied: Wir haben gar nichts bekommen!
Dabei wollte ich ursprünglich eine gute Kritik über dieses Lokal schreiben, weil ich vor einigen Wochen für eine Gruppe von fast 30 Personen im vollbesetzten Restaurant ohne Voranmeldung doch noch unkompliziert Platz bekam und wir obendrein noch ausgezeichnet bewirtet wurden. Auch habe ich vor einigen Jahren dort ein sehr amouröses Abenteuer erlebt, von dem ich in meinem Buch „Werden Sie doch einfach Graf!“ (Seite 30) ausführlich berichte (geschicktes Product-Placement, oder?). 
Doch dieses Mal war es anders: Wir standen an der Kuchenvitrine und fragten eine vorbeihetzende junge Frau, vermutlich eine ungelernte, studentische Aushilfskraft, ob wir hier bei ihr den Kuchen bestellen könnten, weil überall „Selbst-bedienung“ stand. In einem Ton wie zu einem 6-Jährigen sagte sie zu mir: „Setzen Sie sich schon mal draußen hin, ich komme dann zu Ihnen.“ Hoffnungsfroh setzten wir uns draußen an den so genannten „Stammtisch“, auf dem ein großer Aschenbecher stand, in dem etwa die 2-Tages-Produktion von Zigarettenkippen eines Kettenrauchers im Regenwasser schwamm. 
Da die Sonne sich nach langer Zeit mal wieder für eine halbe Stunde zeigte, genossen wir es erstmal, einfach nur in der Sonne zu sitzen. Doch nach 40 (!) Minuten Warten haben wir fluchend (siehe oben), die ungastliche Stätte verlassen. Die ungelernte, studentische Aushilfskraft war wie vom Erdboden verschluckt. 
Das war einer der sehr seltenen Tage im Jahr, an dem ich mal ohne tägliches Tortenstück die gräflichen Gemächer aufgesucht habe.

Café am Neuen See, Lichtensteinallee 2, 10787  Berlin, geöffnet Montag bis Freitag ab 8:00 Uhr und Wochenende ab 9:00 Uhr

Dienstag, 17. Juli 2012

Café Kranzler, Berlin

Café Kranzler KurfürstendammDas mondäne Café Kranzler residierte bis zum Jahre 2000 auf allen Etagen und war die erste allererste Adresse in Sachen Kaffeehauskultur (siehe Postkarte oben aus den 60er Jahren) in Berlin. Damals hieß es noch Allerortens: „Draußen nur Kännchen.“ Das hat sich, dem Kaffeegott sei Dank, seit Einführung des Milchkaffees und des Cappuccinos von selbst erledigt. Man flanierte über den Kurfürstendamm und setzte sich zum Verweilen in das Straßencafé des Kranzlers, um dem bunten Treiben der Großstadt bei einer Tasse Bohnenkaffee zuzuschauen. Unvergesslich ist selbstverständlich der Auftritt der Kabarettlegende Wolfgang Neuss im Café Kranzler, das 1983 als Kulisse für die SFB-Talkshow „Leute“ diente, als er den Bundespräsidenten in spe, Richard von Weizsäcker, duzte und mit „Ritchie“ ansprach. Leider gehören diese schönen Zeiten der Erinnerung an und nichts mehr ist vom früheren Charme vorhanden. Nur der Name existiert noch – leider!
Mangotorte Café Kranzler
Übrig geblieben vom einst renommierten Café Kranzler ist lediglich nur noch die oberste Etage. In den restlichen Räumen hat sich eine Textilkette mit hässlicher Mainstream-Mode breit gemacht. Wenn man das Café mit der veralteten Einrichtung ohne Atmosphäre betritt, fällt einem ein Schild an der Wand auf: „Erdbeerbecher 7,90 €“. Aua! Wahrscheinlich wird er statt mit Krokant mit Swarovski-Steinen bestreut?
Noch etwas fiel negativ auf: Die Tortenvitrine steht nicht direkt an der Theke, sondern weit davon weg im Flur. Dort sind die Torten so lieblos untergebracht, wie Raubmörder in einer Justizvollzugsanstalt. Da ahnt man schon, dass hier die Kaffeehauskultur nicht sehr ernst genommen wird. Und richtig! Das obligatorische (kostenlose) Glas Leitungswasser zum Milchcafé wurde mir verwehrt. Den Zweck durchschaut man schnell. Es soll stattdessen das überteuerte Mineralwasser in Flaschen gekauft werden. Ich berichtete schon einmal hier in diesem Blog über einen ähnlichen Fall. Doch leider ist das etwas zu kurz gedacht. Dadurch verärgert man seine Gäste, die dann nie wieder kommen und so hat man überhaupt keinen Gewinn in der Kasse. Und obendrein ist das keine schöne Werbung für unsere wundervolle Stadt Berlin. Denn der eine oder andere Offenbacher Tourist wird das natürlich zu Hause rum erzählen: „Doa gibt‘s nedd emol ein Gloas Kraanewassä zum Kaffee…“ und der Bayer wird nur knapp bemerken: „Damische Saupreißn, damische.“
Für alle, die es nicht wissen: Das mit dem Kaffee servierte Glas Wasser dient dazu, die Geschmacksknospen auf den Kaffeegeschmack vorzubereiten. Ein guter Kaffee schmeckt nämlich noch besser, wenn man vorher Mund und Kehle mit einem oder zwei Schluck kühlem Wasser spült und erfrischt. Wenn dem Gast dieses verwehrt wird, ist das ein Zeichen von Unkenntnis der Kaffeekultur. Es ist allerdings ein Irrglaube, dass man zum Kaffee Wasser trinken soll, weil der Kaffee dem Körper Wasser entzieht. In sehr guten Kaffeehäusern bringt der Kellner einem bei längerem Aufenthalt auch noch unaufgefordert Wasser nach. In meinem kleinen Stammcafé Reet am Klausenerplatz ist es schon immer gang und gäbe, dass es zu jedem Kaffee ein Glas Leitungswasser serviert wird. Das hat Stil, das hat Klasse!
Die bestellten Torten waren nichts besonderes. Auf dem Stück Erdbeertorte meiner Begleiterin befanden sich so wenig Erdbeeren wie Sonnenstudios in der Wüste Gobi. Die Erdbeeren wurden sicher für den überteuerten Erdbeerbecher gebraucht. Ich hatte ein unspektakuläres Stück Mangotorte (s. Foto oben links), die ich aus ihrem Gefängnis im Flur befreite. Aber es dankte mir nicht mit gutem Geschmack.
Dass sich die Toiletten in der Tiefgarage befinden, rundet das negative Bild dieses Ladens nur noch ab. Man muss, wie in einem Alfred-Hitchcock-Film, durch unheimlich wirkend leere Gänge laufen, bis man die WCs findet. Und dann muss man mit dem Lift wieder ein paar Etagen nach oben fahren, vorbei an der  hässlichen Mode. Alles in allem – ein gruseliger Besuch – aber auch mein letzter.

Café Kranzler Berlin, Kurfürstendamm 18, 10719 Berlin, täglich 8:30 – 20 Uhr

Sonntag, 15. Juli 2012

Brust rein, Bauch raus

Montagmorgen im Olympiabad. Zwei Männer und eine Frau unterhalten sich über ihr Schwimmen vom Vortag. Die Männer klagen über Muskelkater im Bauchbereich. Sagt die Frau: "Das kommt nur davon, dass ihr hier immer eure Bierbäuche einzieht."
Diese von mir persönlich erlebte und aufgeschriebene Geschichte erschien am 15.07.2012 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik "Berliner Liste". 

Sonntag, 8. Juli 2012

Von Kopf bis Fuß

Montagnachmittag, ein Herrenausstatter in der Wilmersdorfer Straße. In der Oberhemdenabteilung hört man plötzlich eine vertraute Stimme. Tatsächlich: Es ist Klaus Wowereit, der zusammen mit seinem Lebenspartner Hemden aussucht. 20 Minuten später fragt in der Schuhabteilung jemand: "Wie sind denn die?" Wieder die bekannte Stimme...
Diese von mir persönlich erlebte und aufgeschriebene Geschichte erschien am 8.07.2012 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik "Berliner Liste".

Sonntag, 1. Juli 2012

Kinder der Nacht

Samstagabend in der S5 in Mitte. Eine schwarzgekleidete junge Frau Anfang 20 fragt höflich, wie spät es sei. Als ihr ein Mann antwortet, dass es zehn nach Neun sei, erwidert sie: “Morgens oder Abends?”

Diese von mir persönlich erlebte und aufgeschriebene Geschichte erschien am 1.07.2012 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik "Berliner Liste".